Menu:

11. Tag - Beams and Butts
(nicht was ihr denkt...)

Picture
Das Wetter ist heute wieder spitze. Als erstes fahre ich runter zum Lake Powell und sehe mir den See und die Hausboote an. An den, in der Nähe liegenden Hotelanlagen, werden scharenweise Senioren in Bussen weggekarrt. Ein offensichtlich begehrter Urlaubsort der Amis. Den Glen Canyon Staudamm schaue ich mir nur aus der Ferne und beim vorbeifahren an. In Page gehe ich erst mal ordentlich frühstücken bevor ich ein bisschen in der Stadt herumfahre. Als nächstes steht der Horseshoe Bend auf dem Programm. Da ein großes Hinweisschild an der I89 steht, besteht keine Gefahr, daß man daran vorbeifährt. Bis auf wenige Meter bevor man an den Abgrund kommt, ist diese Stelle nicht zu erkennen. Ich würde den Horseshoe Bend eher als kleines Highlight bezeichnen. Mir fehlt dort irgenwie eine beeindruckendes Panorama im Hintergrund. Aber wenn man schon in der Nähe ist, kann man ja mal vorbeischauen ;-). Unten hatten einige Camper mit einem Boot angelegt und ihr Zelt aufgebaut. Im Prinzip eine einsame Stelle aber ich fände es doof, wenn ich über mir den ganzen Tag die Touris, am Rim stehend, sehe würde.

Dann gehts kurz in den Walmart und weiter zum Lower Antelope Canyon. Ich kaufe mir ein Ticket und geselle mich zu einer Gruppe von ca. 10 weiteren Leuten bis diese in den Canyon darf. Die Zeit vertreibe ich mir, indem ich zwei Indianerjungen im Alter von ca. 10-12 Jahren an der Türe zum Wohnwagen beobachte, die dort gelangweilt herumhocken. Während der eine mit einem kleinen Fernglas ständig irgendwo in die Ferne guckt als würde er nach der herangaloppierenden U. S. Kavallerie Ausschau halten, hockt der andere auf den Treppen zum Wagen und mampft mit knackenden Geräuschen irgendetwas aus einer kleinen Tüte, das wie Kürbiskerne aussieht. Die scheinbar ungeniesbaren Schalenteile spukt er vor sich auf den Boden. Da der Boden von diesen Überresten überseht ist, muss er dort den ganzen Vormittag schon herumsitzen. Naja auch eine Form von Ferienbeschäftigung denke ich mir. Gesprochen haben die Jungs übrigends kaum miteinander. Indianer lassen wohl eher Taten sprechen. Nach ca. 15-20 Minuten Wartezeit und nach dem die Tüte mit dem Knabberzeug leer ist, steht  der eine Jungen auf, stellt sich vor die Gruppe und sagt mit einer heranwinkenden Handbewegung, “Follow me.” während er schlürfenden Schrittes in Richtung Canyon geht.

Im ersten Moment denke ich, was will der denn jetzt, aber als die anderen aus der Gruppe sich in Bewegung setzten und ihm folgen, kapiere ich erst, daß der Junge uns in den Canyon führt.

Als ich dann den Eingang sehe, verstehe ich warum die Kids diese Aufgabe übernehmen. Wer will sich schon den ganzen Tag lang  durch die enge Spalte quetschen. Im Canyon selbst gibt es keinen Stress. Alle haben genug Zeit die Lichtspiele zu fotografieren. Ein junger Mann der offensichtlich alleine unterwegs ist, versucht durch das in die Luft werfen von Sand, den Effekt der Beams zu verstärken. Da der Effekt relativ schnell wieder verblasst bevor er mit seiner Kamera vernüftig knipsen kann und niemand der vorbeilaufenden Leute ihm den Gefallen tun und ihn unterstützt, gibt er nach einigen Versuchen entnervt auf und ich gehe schmunzelnd weiter. Ja, ich bin fies. :-)

Die Formen und Farben im Canyon sind fantastisch und ich verbringe ca. eine Stunde in dieser Bodenspalte. Als ich auf der anderen Seite rauskomme ist es halb eins und ich mache mich auf dem Weg zum Monument Valley. Das ist zwar ein großen Umweg aber ich wollte diesen Ort auf dieser Reise nicht missen. Unterwegs ist sie wieder da, diese Müdigkeit um die Nachmittagszeit. Auf der Hälfte der Strecke zwischen Kaibito und Kayenta spiele ich mit dem Gedanken einfach rechts ranzufahren und für ein halbes Stündchen Siesta zu halten. Dr. Pepper muss herhalten um die Lebensgeister zu wecken. Leider mittlerweile nur lauwarm. Ich habe es heute verpasst Eis nachzufüllen. Gegen 15 Uhr sehe ich die ersten Buttes aus der Ferne und kurz darauf betrachte ich das Valley von der Aussichtsplattform am Visitor Center. Der Anblick des Valleys, wie man es von Fotos kennt, ist in der Realität meines Erachtens ein Stück weit erhabener. Die Müdigkeit ist angesichts der Freude über den Anblick der Butts wie weggeblasen. Ich fahre mit dem Wagen den holprigen Rundkurs und bemitleide die Besucher, die auf den Prittchenwagen durchgerüttelt werden. Irgenwie muss ich sagen, finde ich es überhaupt schade, dass man mit dem Auto durchfahren kann/darf. Dadurch schrupfen die Dimensionen das Tals. An den ersten Stationen im Tal kommt man sich dann ein wenig vor, wie am Bahnhof oder im Zug, auf dem täglichen Weg zur Arbeit. Man sieht immer wieder die selben Gesichter. Alle halten an, knipsen, jeder steigt wieder in sein Auto, fährt zum nächsten Aussichtspunkt, knipst und so weiter. Ich versuche so gut es geht an einigen Stellen alleine den phänomenalen An-und Ausblick zu geniessen.

Sobald niemand um eine herum in Reichweite ist, merkt man sie wieder, diese Stille...und die Weite.



Ich verbringe ca. 3 Stunden im Tal. Am Visitor Center warte bis bis der Mond über dem Tal aufgeht und schiessen noch einige Fotos in der Dämmerung. Am liebsten würde ich hier gerne auf dem Campground übernachten aber der Gedanke morgen nicht den ganzen Tag für den Grand Canyon zur Verfügung zu haben treibt mich weiter. Ich gehe von 4 bis 5 Stunden Fahrt aus. Das bewegt mich dazu schon mal in diese Richtung loszufahren. In Kayenta esse ich im Mc Doof noch zwei Burger und gehe Tanken. Als ich auf dem Gelände der Tankstelle drehen möchte gibt es einen Ruck und ich merke wie ich mit dem Unterboden des Fahrzeuges aufgesetze. Huch, was war denn das? Ich steige aus um nachzusehen. Vorne rechts sehe ich hinter dem rechten Vorderreifen ein 30cm breites und 20 cm tiefes Loch mitten im Asphalt. Einfach so. Herrschaftszeiten, wie kommt das denn da hin? Ich begutachte den schwarzen Stossfänger meines Trailblasers und sehe im unteren Bereich ein paar fette Schrammen. Das gibts doch nicht... Ich fahr meilenweit durch Wüsten und Holperstrecken und demoliere mir fast das Auto an einer Tankstelle ... Ich sollte den Tankstellenbesitzer verklagen! Für Stress habe ich jetzt keinen Nerven und keine Zeit. Ich hoffe Alamo schaut sich die Autos nicht von unten an. Ich fahre weiter. In Tuba City habe ich dann keine Lust mehr und möchte am liebsten die Nacht hier in einem Hotel übernachten. Ich frage mich in drei Hotels der Stadt durch aber das Dumme ist, in keinem gibt es ein freies Zimmer. Gezwungenermaßen fahre ich weiter. Die Autos die mir auf dem letzten Stück der Strecke 64 zwischen Cameron und dem Grand Canyon begegnen, kann ich an einer Hand abzählen und es bleiben noch Finger übrig. Hier möchte ich um diese Uhrzeit nicht mit einer Panne liegenbleiben. Gegen Mitternacht sehe ich das “erlösende” Schild das den Eingang zum GC Park markiert. Ich nehme gleich den ersten Campground (Desert View) der auf dem Weg liegt und suche mir einen Stellplatz für die Nacht. Endlich Schlafenszeit.




Tagesfazit:
  • Nachts fährt kein Mensch zum Grand Canyon.
  • Nachts sind alle Grand Canyons grau.