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  9. Tag - Wo ein Wille ist, ist (nicht) immer ein (Um)weg

Heute wird ausgeschlafen. Wie , schon wieder? Ja, warum denn nicht? Bis ich fertig zur Abfahrt bin, ist es bereits 11 Uhr. Wo ist eigentlich der Jetlack von dem alle Reisenden erzählen, der einen um 6 Uhr weckt? Ich bin dagegen offensichtlich immun. Es gibt ein spätes und üppiges Frühstück bei Dennys. Gegen Mittag bin ich auf dem Freeway und schaffe es, mich aufgrund fehlenden Kartenmatrials zu verfahren und statt -wie geplant- nach Nordosten Richtung St. George, in die entgegengesetzte Richtung nach Boulder City zu landen. Dummerweise merke ich es kurz vor Boulder sehr spät und muss die ganze Strecke duch Las Vegas zurück, finde aber dann doch die richtige Ausfahrt auf die Interstate 15. Nach einer Weile entspannter Fahrt fällt mir ein, daß der Valley of Fire Park hier irgenwo in der Nähe liegen müsste. Spontan beschliesse ich den Park zu besuchen oder besser gesagt mal zu durchfahren. Weil ich keine Schilder gesehen hatte, die darauf hinwiesen, bin ich dummerweise bereits an der letzen Ausfahrt, die offensichtlich zum Valley of Fire führte, ahnungslos vorbeigefahren. Nun ja den Verdacht, daß dort etwas ist, hatte ich schon, weil einige SUVs abgebogen waren, deren Insassen verdächtig nach Touristen aussahen.

Was mache ich jetzt ? Drehe ich um oder fahre ich weiter. Da entdecke ich auf den Steinhügeln die rechts an der Strasse verlaufen eine Mobilfunkantene und komme auf die bescheuerte Idee, dass es möglicherweise einen Weg dort rauf und auf der anderen Seite wieder runter gibt, um querfeldein zum Valley of Fire zu gelangen. Also an der nächsten Gelenheit rechts abgebogen und die löchriche Schotterstrasse hinauf. Ein mir entgegen kommender Pickup lässt hoffen, das die Strasse irgenwo hinführt. Lange Rede kurzen Sinn: Schwachsinnsidee! Eine halbe Stunde später stehe ich 20 Meter neben der Antenne und überzeuge mich davon, dass der Weg nicht zum VOF führt. Eigentlich ist es der immer enger werdende Pfad und eine große Senke im Boden die mich letztendlich zwingt rückwärts zurücksetzen und umzudrehen. Denn Abstecher ins VOF fahre ich dann trotzdem, indem ich die große Runde über Overton drehe. Hauptsächlich aus dem Auto heraus schiesse ich einige Fotos. Vielmehr bin ich vom Strassenverlauf im Valley fasziniert als von den roten Steinen. In St. George wird getankt und ich fahre zum WalMart ,um den Dr Pepper Vorrat aufzufüllen und einige Lebensmittel zu besorgen.

Quizfrage: Wie erkennt man deutsche Touris an der Kasse im Walmart?

Antwort: Während andere Touris miteinander quatschen, zahlen, die Tüten einpacken und bölkend von dannen ziehen, beobachten deutsche Touris die Kassiererin besonders argwöhnisch und genau, was, wie abgerechnet wird. Auch der Kontrolblick auf den Kassenzettel ist obligatorisch. :-)

Der Besuch der Outletläden bleibt aufgrund unpassender Größen ohne Schnäppchen.

Verdammt, jetzt ist schon Nachmittag. Den ganzen Tag habe ich heute mehr oder weniger verplemmpert, wie man so schön sagt. Eigentlich war der Plan mir einwenig den Zion anzuschauen und dort auf einem CG zu übernachten. Aus den Fotos bei den Recherchen im Internet hatte ich den Zion nicht als besonders attraktiv wahrgenommen und hatte ihn nur als Durchgangsstation zum Bryce angesehen. Ein Fehler wie ich im nachhinein finde.

Als ich in Springdale ankomme, ist es bereits dunkel geworden. Die Frage nach den CampGrounds wird von dem unfreundlichen älteren Ranger nur mit der Auskunft beantwortet, dass alles voll sei und ich nicht im Park übernachten könne. Trotzdem fahre ich rein und  die beiden CG Watchman und South mehr als ein Mal ab. Keine Chance. Alles pickepacke voll. Hm, und was nun? Während in Springdale noch reger Betrieb herrschten, fahren nach 20 Uhr im Park nur vereinzelt Autos. Was soll's, dann fahre ich weiter bis zum Bryce und besuche den Zion morgen. Im Dunkeln bekomme bei der Durchfahrt so gut wie nichts vom Zion mit. Ich schleiche die unbekannte Strecke im Scheinwerferlicht entlang und merke nur wie sich die Serpentinen an den Felswänden nach oben winden. Ich öffne das Fenster und halte meine Nase in den erfrischend milden Fahrtwind. An einer Kurve halte ich an, schalte die Lichter aus und steige aus. Meine Umgebung kann ich kaum erkennen. Ich setze mich auf die Motorhaube und betrachte fasziniert den klaren Sternenhimmel. Um mich herum höre ich nur das Zirpen der Grillen...

Es sind die ruhigen Momente wie dieser, die einem nach dem Urlaub besonders in Erinnerung bleiben. Ein herannahendes Auto unterbricht meine abschweifenden Gedanken. Zeit weiterzufahren, sonst bin ich noch die ganze Nacht unterwegs.

Die Fahrt über I89 nach Norden über Glendale und Hatch zieht sich und ich gebe etwas mehr Gas um schneller voranzukommen. Ich werde müde.

Plötzlich erschrecke ich durch einen Schatten der wenige Meter vor der Motorhaube vorbeihuscht und ich gehe voll auf die Bremsen. Durch den kleinen Schlenker den ich bei der ruckartigen Bewegung des Lenkrads mache, komme ich fast ins schleudern. Entweder habe ich mir das jetzt eingebildet oder da war wirklich etwas. Das muss die Strasse kreuzendes Wild gewesen sein, vor dem überall Strassenschilder warnen. Ich drehe nochmal um und schaue aus dem Fenster. Nichts zu sehen. Da ich keinen Aufprall gehört oder gespürt habe fahre ich (langsamer) weiter .- und bin wieder hellwach. Auf der weiteren Strecke sehe ich dann in der Tat noch ein weiteres Mal Wildwechsel. Diesmal in einigem Abstand.

Es wird Zeit einen Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Es ist schon nach 23 Uhr. Zum Glück entdecke ich irgendwann ein Schild des Red Canyon Campground‎. Erleichtert fahre ich auf den GC. Erstaunlich, da fährt man stundelang durch die Gegend und glaubt sich irgendwo in der Pampa und kaum biegt man ab auf den nächsten GC, stehen dort bereits 6-7 andere Autos und Zelten. Ich hole mir einen Umschlag für die Ubernachtungsgebühr und suche mir einen Standpatz. Kaum steige ich aus, um den Umschlag mit den Geldscheinen wieder in den Kasten zu werfen, höre ich ein schnaufendes Geräusch von hinten und drehe mich erschrocken um. Erster Gedanke, gibt’s hier Bären ???? Ich sehe eine dunkle Gestalt mit einer Taschenlampe in der Hand und einem Hund an der Leine auf mich zukommen. Wie sich bei dem kurzen Gespräch herausstellt, ist es der Wächter/Kontrolleur mit seinem kleinen fetten, hechelnden :-) Dackel, der seine abendliche Kontrollrunde macht. Ich gebe ihm direkt den Umschlag mit dem Geld. Nach dem Ratschlag mich warm für die Nacht anzuziehen, weil es Minusgrade geben soll, macht er sich wieder vondannen und ich mache es mir im Schlafsack auf der Ladefläche des Trailblazers gemütlich. Ich schlafe sofort ein.




Tagesfazit:
  • Der Weg ist das Ziel.
  • Zum Ziel führt nicht immer der kürzeste Weg.