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12. Tag - There are big canyons , there are bigger canyons but there is only one Grand Canyon

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Eigentlich wollte ich den Sonnenaufgang gegen 6 Uhr heute am Rim erleben aber als das Handy um viertel vor 6 klingeln bin ich noch so müde, daß ich den Grand Canyon den guten alten Grand Canyon sein lasse. Er hat die letzten paar Millionen Jahre dort herumgelegen also ist die Wahrscheinlichkeit groß daß er in 3 Stunden auch noch da ist. Beim zweiten Anlauf klappt das Aufstehen und gegen halb zehn bin ich am Desert Viewpoint.

Eine herrliche Aussicht und wiedermal strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Der GC ist zwar so groß wie ich gedacht habe aber längst nicht so überwältigend wie ich vermutete. Man sieht hier sehr gut den Colorado River, wie er sich mit seinem braunen Wasser durch den Canyon schlengelt. Die Anzahl der Besucher ist um diese Uhrzeit schon recht groß. Auf dem Weg zum Mathew Point halte ich an den Viewpoints an und schiesse fleißig meine Fotos um bloß keine Perspektive des Canyons unberücksichtigt zu lassen. Irgendwie scheinen mir die Bilder auf dem kleinen Display des Fotoaparates alle gleich auszusehen. In der Nähe des Vistor Centers sind alle Parkplätze überfüllt und selbst an der Rimstrasse parken die Autos 1-1,5 km lang links und rechts am Rand. Im Visitor Center hole ich mir die Parkbroshüre und informiere mich über aktuelle Aktivitäten im Park. Die Hermit Road ist leider aufgrund von Baurbeiten geschlossen. Am liebsten würde ich eine kleine Wanderung hinunter in den Canyon machen. Doch die geführten Wanderungen sind bereits früh morgends losgegangen.

An einem Aushang steht, dass es heute eine Nachtwanderung am Rim entlang gibt.. Das wäre doch mal was.

Ich lese die Infos zu den Trails in der Broschüre durch und beschliesse mir den South Kaibab Trail anzusschauen. Da man nicht mit dem Auto zum Trailhead kommt, nehme ich den Schuttlebus.

Ich gehe ca. 50 -100m den Trail hinunter. Den Trubel am Rim lasse ich hinter mir. Es sind nur wenige Leute unterwegs. Hier unten ist die Atmosphäre friedlich. Die Ruhe wird nur ab und an von dem Krächzen zwei umherfliegender Raben gestört. Ich staune wieder. Kaum verlässt man die überfüllten Pfade der Couchpotatoe Touristen erlebt man die Natur um einen herum sehr viel intensiver. Hier unten ist die Sicht in den Canyon um Längen besser als vom Rim aus. Der GC eröffnet sich dem Wanderer in einer sehr viel persönlicheren Art und Weise. Hier ist sie, die andere Perspektive. Die mächtigen Ausmaße werden mir hier sehr viel deutlicher bewusst. Mir wird klar, erst wenn man mitten drin ist und die körperliche Anstrengungen spürt um Höhen und Entfernungen zu überwinden, erkennt man die Mächtigkeit aber auch Schönheit der Natur.

Ich bin mir sicher, daß ich wiederkommen werde, um die wunderbaren Parks die ich auf dieser Reise nur flüchtig besucht habe erneut zu sehen und mir Zeit nehmen möchte, sie Abseit der geteerten Straßen und zu Fuss zu erkunden.


Es ist bereits später Nachmittag und ich mache mich auf den Rückweg. Ich würde es nicht schaffen hinunter in den Canyon und wieder rauf zu laufen, bevor die Sonne untergeht und ich möchte den Sonnenuntergang am Rim erleben. Oben am Rim erwartet mich dann auch schon eine Reisegruppe von Rentnern mit bewundernden Gesichtern, während ich flotten Schrittes, nur mit meinem Fototasche und meiner kleinen Wasserflasche in der Hand bewaffnet, nach oben laufe. Sie glauben ich käme gerade vom Boden des Canyons. Als mich einer der älteren Herren beim vorbeilaufen fragt, bin ich aber dann doch so ehrlich und gebe zu ,nur ein Stück hinuntergewandert zu sein.

Den relativ unspektakulären Sonneuntergang am Mather Point habe ich dann ebenfalls umzingelt von Rentner erlebt. Sehr lustig, die älteren Herrschaften hatten weniger Interesse daran sich den GC anzusehen als sich Familienbilder zu zeigen und der Reisebekannschaft das Leid über die eigenen Wehwehchen zu klagen :-)

Die Zeit bis zur Nachtwanderung um 22 Uhr überbrücke ich mit der Standplatzsuche auf dem Mather Campground und einem kleinen Nickerchen. Die nächtliche Führung wird von zwei Rangern durchgeführt. Die beide mit kleinen Megaphonen ausgestatten sind, was mich zunächst erstaunt da nur ca. 30-50 Leute sich zusammengefunden haben. Macht dann aber mehr Sinn als einer der Ranger erwähnt, daß es diesmal eine sehr kleine Gruppe sei und üblicherweise 100- 150 Leute daran teilnehmen. Das Programm unterteilte sich in zwei Teile. Nach einer Lobenshymne über die Superlative des GC bleibt der eine Ranger am Mather Point und erzählt etwas über die Sternenbilder, sozusagen der Programmpunkt für die Fußlahmen, während der zweite Ranger mit der Gruppe am Rim entlang läuft und über die Rolle des Canyons und der Natur im religiösen Glauben der Indianer erzählt. Ich entscheide mich für den Rimwalk der ca. eine halbe Stunde dauert. Danach kann jeder der möchte alleine weiterspazieren oder umdrehen. Ich gehe noch ein Stück weiter. Es ist fast Vollmond und man kann noch gut den Weg erkennen. Ich versuche einige Bilder mit langer Belichtungszeit von GC zu schiessen, die sind aber alle Nix geworden. Gegen zwölf Uhr ist dann Schlafenszeit. Vorher nehme ich mir vor, morgen den Sonnenaufgang zu erleben und stelle den Wecker auf 6 Uhr.




Tagesfazit:

  • Das Betrachten der Dinge von oben herab, offenbart nicht immer die beste Perspektive.