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8. Tag 9945 -282

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Wie spät? Uii, kurz vor 9! Ich habe vollkommen vergessen mein Handy zu stellen. Egal, was soll's. Ich pelle mich aus dem Schlafsack und steige aus. Buuharrr, kalt !
Es ist noch ziemlich frisch aber die Sonne strahlt bereits durch die Bäume. Ich räkele mich und dabei fällt mir auf, daß überhaupt nichts weh tut. Kein Hals verspannt, keine Rückenschmerzen. Hm, war ja gar nicht so schlimm, wie ich vorher dachte. Der kleine Zettel am Pfahl für die Übernachtungsgebühren ist weg. Ein Ranger muss also auch schon vorbeigekommen sein. So, jetzt aber nicht herumtrödeln. Heute geht's ins Tal des Todes. Also schnell Morgenwäsche - in der selbst für mich als relativ pingeligen Zeitgenossen einwandfreien - Wasch- und WC-Anlage. Vorräte und Kühlbox aus dem Foodcontainer geholt, ein Sandwich reingehauen und weiter geht's. Der strahlende Sonnenschein der die letzten Dunstschwaden auflöst verspricht einen wettertechnisch hervorragenden Tag.

Unterwegs sehe ich einige Schilder die auf Trailheads hinweisen und bereue es, nur einen Tag in dieser schönen Gegend verbringen zu können. Ich fahre weiter bis zum Olmsted Point und geniesse dort die Aussicht auf die Graniterhebungen.

Ein kurzes Stück weiter liegt der Tenaya Lake. Ein schöner See mit kristallklarem Wasser. Ich denke mir, ob das Wasser wirklich so sauber ist wie es aussieht? Würde die Strasse nicht direkt am See vorbeiführen, wäre das ein idyllisches Plätzchen, um ein wenig in Ruhe zu verweilen. Ich mache ein paar Fotos und fahre am Visitor Center in Tuolumne Medows ohne Halt vorbei. Es wimmelt dort nur so vor Hicker und Backpacker. Da muss ein Nest sein... Weiter geht es über die schöne Strecke zum Tioga Pass in Richtung Osten. Ziemlich unspektakulär lande ich an der Einmündung zum HighWay 395. Hier war doch noch dieser Tote See in der Nähe... Es machte sich meine fehlende Vorbereitung und nicht vorhandenes Kartenmatial bemerkbar. Ich fahr eine Stück Richtung Flughafen raus, aber da ich nichts nach See aussehendes sehe ,drehe ich einfach um und fahre nach Süden weiter. Rechts der Strasse begleitet mich der Sierra Nevada Gebirgszug. So hoch sieht er garnicht aus. In Mammoth Lake gönne ich mir in einem Dinner einen Kaffee und Muffins. Ah ja, das ist also ein begehrter Urlaubsort? Muss am fehlenden Schnee liegen, weshalb ich das Örtchen nicht sonderlich spannend finde. Ähnlich wie die folgenden Stationen Bishop und Lone Pine, wo ich dann nach links auf den Highway 136/190 abbiege und kurz mich am Visitor Center über das Wetter im Death Valley erkundige. Der Ranger warnt pflichtgemäß vor dem heissen Wetter, als ich ihm erzähle, dass ich im Death Valley übernachten möchte. Aber da mir das Wetter bisher nicht so fürchterlich heiss vorkam, habe ich keine Bedenken.

Die nächsten 88 Milen gehts auf der ziemlich leeren Starße meistens geradeaus. Das preschen über die welligen Abschitte ist eine richtige Gaudi. Ein Abstecher an einen Viewpoint offenbart die bevorstehende Strecke durch das Tal. Man kann einen Großteil des Tals überblicken. Grandioser Anblick. Kurz vor Stovepipe Wells wundere ich mich über einen mir entgegen kommenden Radfahrer mit kleinem Gepäck. Der kann doch überhaupt nicht soviel Wasser mitschleppen wie er verbraucht.... Vielleicht war's auch nur eine Luftspiegelung...

An der Tankstelle in Stovepipe Wells gibts erstmal ein Eis zur Abkühlung. Es ist nach 15 Uhr und obwohl ich bisher ohne Klimanalage gefahren bin, merke ich erst hier nach dem aussteigen die Hitze. Ich blättere in der Infobroshüre des Parks und entschliese mich den Salt Creek anzusehen. Die Sand Dunes auf der weiteren Fahrt betrachte ich aus der Ferne nur kurz aus dem Auto schauend. Wie sich herausstellt ist der Salt Creek in dieser Jahreszeit meines Erachtens ein relativ langweiliges Unterfangen. Den Rundgang auf dem hölzernen Boardwalk über das ausgetrocknete Bachbett absoviere ich im Laufschritt. Das erstaunlichste an der Location war für mich das als behindertengerecht gekennzeichnete Toilettenhäuschen am Parkplatz.



Ich fahre weiter zum Furnace Creek Visitor Center wo ich mich erneut über die Campingplätze erkundige. Der Sunset und Texas Spring Campground sind um diese Jahreszeit gesperrt. Ich fahre auf den Furnace Creek CampGround . Es ist halb fünf. Auf dem GC steht nur ein Pärchen mit seinem Wohnwagen herum und bereitet das Quartier für die Nacht vor. Mir gefällt dieser große “Parkplatz” als Übernachtungsort nicht. Irgendwie ungemütlich. Einen Klappstuhl oder andere Sitzgelegenheit habe ich nicht dabei, um es mir am Abend vor dem Auto gemütlich zu machen. Naja mal sehen, ob ich hier bleibe. Ich entschliesse mich nach Badwater zu fahren und mir später darüber Gedanken zu machen. Auf dem Weg dorthin mache ich eine Abstecher zum Golden Canyon, von dem ich in einigen Reiseberichten gelesen hatte.

Hallo, wo ist den hier bitte das Gold? In der Erwartung irgendetwas beeindruckendes zu sehen laufe ich in den Canyon rein. Aber es kommt nichts... Dieser Canyon hat für mich nicht den geringsten Reiz. Ich weiss nicht, ob ich bis ans Ende gegangen bin bzw. ob es ein Ende in diesem Canyon gibt, jedenfalls drehe ich nach einigen hundert Meter enttäuscht um und ärgere mich über die vergeudete halbe Stunde. Ein Stück weiter fahre ich die holperige Piste zum Devil's Golf Course. Unfassbar wie die Shoshone Indianer in einer solchen Gegend früher gelebt haben sollen. Ganz schöne Beulen die dieses Salzgestein dort im Boden bildet. Ich frage mich wie stabil diese Aufhäufungen sind , widerstehe aber der Versuchung auf einem testweise herumzutrampeln. Bin schliesslich kein Vandale!

Nächste Station ist Badwater. Man stelle sich vor, daß es früher hier mal einen See gab. Was das für Wassermassen waren, die einfach so verschwunden sind. Bisher hatte ich nur einzelne Besucher im Death Valley gesehen. Hier standen ca. 5-7 Autos am Parkplatz unter anderem zwei “Kegelbrüder”. Der eine davon im demonstrativen Deutschland Trikot. In 10 Minuten wurden die “I was here “ Beweisfotos geschossen. Danach brausen die beiden im offenen Cabrio wieder davon. Naja was lästere ich , soviel anders hab ich es schliesslich auch nicht gemacht. Die Sonne ist kurz davon hinter den westlichen Hügeln zu verschwinden also mache ich mich auf den Weg zurück. Den Artist Drive habe ich ausgelassen. Vermutlich hätte ich lieber dort durchfahren sollen als mir den Golden Canyon anzusehen.

Ich fahre durch, bis zum Zabriskie Point. Diese Landschaft errinert an Marmorkuchenteig. Einige der Besucher haben bereits Ihre Fotoaparate und Stative in Position gebracht.

Während die Sonne hinter den Hügeln verschwindet und diese im Gegenlicht in eine Art Dunstschleiher im Hintergrund des Tals verblassen lässt, leuchten die Steine hinter uns in den letzten Sonnstrahlen rot auf. Obwohl oder vielleicht gerade deswegen, weil kein direktes Sonnenlicht auf die Hügel trifft, erscheinen die Formen und Weiss-/Grau-/Braun- und Gelbtöne in der zerklüfteten Landschaft nüchtern aber umso formender. Es herrscht eine ruhige und enspannte Stimmung in der jeder für sich den Anblick dieser Umgebung auf sich wirken lässt.

Was nun? Es ist bereits nach 19 Uhr. Bleibe ich die Nacht im Death Valley oder fahre ich weiter? Nach Las Vegas sind es bestimmt 2 bis 3 Stunden. Ich verwerfe meinen ursprünglichen Plan die Nacht im Death Valley zu verbringen. Die Neugier auf Las Vegas und der Gedanke Zeit für den morgigen Tag gut zumachen sind zu verlockend.

Vegas here I come...

Noch bevor ich den Park verlasse ist es dunkel. Die Fahrt verläuft ein ganzes Stück im durch die Dunkelheit als ich ein kleines Lichtermeer sehe und ich im ersten Moment glaube, bereits Las Vegas erreicht zu haben. Wie sich aber schnell herausstellt ist es nur Pharump. Als ich dort scharf rechts abbiegen muss um von der 190 auf die 160 zu wechseln bezweifle ich ob hier richtig fahre, folge aber letztendlich den Schildern und komme gegen elf Uhr in der glitzernden Zockeroase an. Da ich keine Lust große Lust habe auf Hotelsuche zu gehn und ich sowieso nur eine Nacht bleibe, fahre ich zum Motel 6. Ein Zimmer ist frei. Für 53$. So genau erinnere ich mich nicht mehr daran.

Obwohl ich ziemlich platt bin, gehe ich rüber zum Strip wo ich mir bei Fatburger die Wampe vollhaue und ein kurzes Stück den Strip entlang spaziere. Danach gehts zurück ins Hotel. Gute Nacht!

Tagesfazit:
  • Gefahrene Milen: Keine Ahnung
  • Trotz der kleinen Enttäuschungen war das Death Valley beeindruckender als ich vorher vermutet habe.
  • Wenn man nüchtern ist, verliert auch für Erstbesucher Las Vegas ein wenig vom Glitzer des Mythos.
  • Das Geklickere dieser Sexkärtchenverteiler am Strip geht einem auf den Sack!